Drachen sind wahrscheinlich die bekanntesten und beliebtesten mythologischen Kreaturen der Welt. In so ziemlich jeder Kultur und auf jedem Kontinent gibt es zahlreiche Geschichten und Mythen über sie. In einigen Kulturen werden Drachen als wohlwollende Gottheiten verehrt, in anderen hingegen als bösartige, den Menschen schlecht gesinnte Ausgeburten der Hölle.
Doch woher stammen denn all diese Geschichten über Drachen? Wie kann es sein, dass in den verschiedensten antiken Kulturen, die auf den ganzen Globus verbreitet waren und nie miteinander in Kontakt getreten sind, von den gleichen Geschöpfen gesprochen wurde?
In der chinesischen Kultur beispielsweise spielen Drachen heute noch eine wichtige Rolle. Drachen stehen unter anderem als ein Symbol für einen tugendhaften, moralischen und kompletten Menschen, der all das Gute auf dieser Welt verkörpert. Die Legenden der Drachen haben auch eine Vielzahl von Bücher sowie Filme inspiriert; Game of Thrones, Herr der Ringe, Harry Potter oder auch Eragon um nur einige Beispiele zu nennen.
Wie kann es aber denn sein, dass ein Wesen, welches in Erzählungen und Legenden etlicher Kulturen auf der Welt vorkommt, nicht tatsächlich gelebt hat? Oder haben Drachen etwa wirklich gelebt? Steckt in den Legenden also mehr dahinter? All das und mehr wird in diesem Beitrag geklärt.
Haben Drachen wirklich gelebt?
Kommen wir also gleich zur wohl spannendsten Frage, und zwar: Haben Drachen denn wirklich gelebt? Bei der Definition von „Drachen“ muss man hier vorsichtig sein. Tiere mit dem Namen „Drache“, wie beispielsweise der Komodowaran, auch Komodo-Drache genannt, oder auch der gemeine Flugdrache sind heute noch lebende Tierarten, die es wirklich gibt. Wie auch die mythologischen Drachen aus den Legenden sind auch gemeine Flugdrachen Fleischfresser und können Eier legen. Sie können aber kein Feuer spucken und sind in der Regel auch nur etwa 20 cm groß.
Wie dem auch sei. Diese Tiere sind zwar faszinierend und interessant, doch viel spannender ist die Frage, ob es die Drachen aus den mythologischen Erzählungen und Legenden wirklich einst gegeben hat. Riesige fliegende Echsen, die Feuer spucken konnten und über die Lüfte regierten. Die Antwort ist nein, denn die Drachen aus den Legenden sind erfundene Fabelwesen. Doch wie kann es sein, dass weltweit die verschiedensten Kulturen, die sich auch niemals begegnet sind, alle ähnliche Mythen zu einem fliegenden und echsenähnlichen Fabelwesen erfunden haben?
Ist das wirklich nur Zufall? Wahrscheinlich nicht, denn obwohl es diese mythologischen Wesen nicht wirklich gegeben hat, gab es Lebewesen in der Vergangenheit, die zumindest als drachenähnlich betrachtet werden können. Deren Überreste sind im Grunde weltweit verbreitet. Somit konnten die verschiedensten antiken Kulturen auf Basis deren Fossilien solche Geschichte hervorbringen. Im Verlaufe der Zeit wurden die Geschichten und Legenden dann immer weiter entwickelt, bis sie zudem wurden, was wir heute als Drachen bezeichnen.
Wie ist der Mythos entstanden?
Doch was waren das für Lebewesen, auf deren Basis die Legenden der mythologischen Drachen entstanden sind? Das waren wahrscheinlich die verbliebenen Überreste von urzeitlichen Riesenkrokodilen oder von Dinosauriern, beispielsweise dem Dracoraptor, der etwa drei Meter lang werden konnte und vor etwa 200 Millionen Jahren im heutigen Wales, dem vereinigten Königreich, gelebt hat.
Nur mal so nebenbei; in der Nationalflagge von Wales ist ein roter Drache abgebildet, dazu aber später mehr. Dinosaurier wie Dracoraptor könnten das Aussehen der Drachen in den Mythen stark geprägt haben.
Doch die Drachen aus den mythologischen Erzählungen sind viel grösser. Die drei Meter vom Dracoraptor sind in keiner Weise klein, jedoch sind die Drachen in den Erzählungen teilweise mehrere Dutzend Meter groß. Was für ein Tier könnte denn die Basis für die Größe gelegt haben? Ein solcher Tier wäre beispielsweise der im Jahre 2006 in Qijiang, China entdeckte etwa 15 Meter große Dinosaurier. Der riesige Dinosaurier, der vor etwa 160 Millionen Jahren gelebt hat, wurde Qijiang-Long getauft. „Long“ bedeutet übrigens Drache auf chinesisch.
Nun wissen wir, woher sich die antiken Völker an das echsenartige Aussehen sowie die Größe für die mythologischen Drachen inspiriert haben könnten. Doch woher stammen die riesigen Flügel aus den Erzählungen? Diese stammen wahrscheinlich aus den Überresten der Pterosaurier-Arten. Ein gutes Beispiel für einen riesigen Pterosaurier ist der Quetzalcoatlus.
Der Quetzalcoatlus konnte eine Flügelspannweite von etwa zwölf Metern erreichen und hätte theoretisch den ganzen Globus in nur zwei Monaten umrunden können. All diese faszinierenden urzeitlichen Tiere legten wahrscheinlich zusammen die Basis zur Entstehung der mythologischen Drachen.
Ursprung der Drachen
Doch der Ursprung der Drachen, also von wo genau die ersten Erzählungen abstammen, konnte weder geografisch noch zeitlich richtig eingeordnet werden. Dies bleibt immer noch ein Rätsel. Es wäre sicherlich interessant zu wissen, in welchem antiken Volk die ersten drachenähnlichen Wesen vorkamen.
Was wir aber wissen ist, dass die Entstehung der Drachen mindestens bis zu den Mesopotamiern, also ein paar Tausend Jahre vor Christus zurückreicht. In vielen der verschiedenen Kulturen ist zwar von drachenähnlichen Lebewesen die Rede, doch die Drachen an sich unterscheiden sich zum Teil.
Der Name „Drache»“ hat seine Wurzeln aus dem altgriechischen Wort „Drakon“, was übersetzt „riesige Schlange“ bedeutet. In der griechischen Mythologie werden die Drachen primär als große Schlangenwesen dargestellt, die unter anderem heilige Orte vor Eindringlingen bewachen und jene bestrafen, die es wagen, ihnen zu nahe zu kommen.
In der chinesischen Mythologie werden Drachen ebenfalls als riesige Reptilien dargestellt, die zwar fliegen können, allerdings über keine Flügel verfügen. Feuer können sie auch nicht spucken, denn dies ist auch nicht notwendig, da in der chinesischen Mythologie die Drachen als göttliche Wesen verehrt werden und den Menschen gutartig gesinnt sind.
Chinesische Kaiser und Adlige tragen meistens Mäntel, die mit Drachenmotiven verziert sind. Auch verschiedene Throne und viele andere bedeutsame Objekte in China haben Drachenmotive. Anders sieht es aber in der englischen Mythologie aus. Hier werden Drachen als bösartige und gierige Kreaturen dargestellt, von denen sich Menschen immer fernhalten sollten. Auch verfügen sie über Flügel und können Feuer spucken.
Long
Das waren die drei bekanntesten Drachenmythologien. Man muss aber im Hinterkopf behalten, dass es innerhalb der verschiedenen Kulturen und Religionen oftmals mehrere Darstellungsweisen von Drachen gibt. So ist beispielsweise der mächtigste Drache aus der chinesischen Mythologie ein vergöttertes Wesen mit dem Namen „Lung“ bzw. „Long“, was wie vorhin bereits erwähnt wortwörtlich übersetzt „Drache“ heißt. Dieser gutmütige Drache ist riesig und kann fliegen, obwohl er über keine Flügel verfügt.
Ryu, Naga, Y Draig Goch und Wyvern
Der wohl bekannteste Drache aus der japanischen Mythologie ist „Ryu“, was wortwörtlich übersetzt ebenfalls einfach nur „Drache“ bedeutet. Ryu und Long sind einander sehr ähnlich, sowohl was das Aussehen betrifft als auch die gutgesinnte Art zu den Menschen. In der indischen Mythologie spricht man von „Naga“, der in einigen der Erzählungen über einen Kobra-Kopf verfügt.
Der Waliser Drache „Y Ddraig Goch“ ist laut der Legende rot und ist auch auf der Flagge von Wales zu erkennen. Der englische Drache „Wyvern“ wird in der Mythologie als ein sehr böses Wesen dargestellt. Wyvern verfügt nebst seiner beiden Beide auch über Flügel, die mit seinen Armen zusammengewachsen sind.
Obwohl die Drachen aus den verschiedenen Mythologien so nie in der Vergangenheit existiert haben, ist es trotzdem erstaunlich, dass in so vielen antiken Kulturen über drachenähnliche Geschöpfe berichtet wurde. Man weiß wie bereits gesagt aber immer noch nicht, woher die ersten Erzählungen von Drachen abstammen und wann genau sie entstanden sind.
Für manche Kulturen waren Drachen die Manifestation von allem Guten und Rechtlichen auf der Welt, für andere Boten des Untergangs. Zwar haben sie nie in der Vergangenheit existiert, werden so lange die Menschheit existiert aber wohl nie in Vergessenheit geraten.
