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Meganeura – Das größte Insekt aller Zeiten

Meganeura Monyi

Während des Karbonzeitalters vor etwa 300 Millionen Jahren lebten unglaublich faszinierende Tiere; ganz andere als wie wir sie heute kennen. Eines dieser faszinierenden Lebewesen war „Meganeura monyi“, auch Riesenlibelle genannt. Die heutigen Libellen sehen im Vergleich zur Meganeura nur wie Miniaturmodelle aus. Laut dem heutigen Forschungsstand war Meganeura nicht nur die größte Libelle, sondern auch das größte Insekt der Erdgeschichte. Mehr dazu aber in diesem spannenden Beitrag.

Wie auch die heutigen Libellen war die Meganeura ebenfalls ein Fleischfresser. Sie war allerdings um einiges stärker und gefährlicher. Man geht davon aus, dass die Riesenlibelle selbst als Jungtier jagdtechnisch solide war. Als junges Exemplar fraßen sie wahrscheinlich kleinere Amphibien oder Wasserinsekten.

Doch als Jungtier war sie immer noch extrem verwundbar. Selbst als erwachsenes Exemplar musste sie sich von primitiven Haien, Amphibien oder Reptilien in Acht nehmen. Doch in der Luft musste sie sich voll ausgewachsen wahrscheinlich von keinem oder zumindest nicht vielen anderen Tieren fürchten.

Fossil als Ursprung der Namensgebung

Obwohl die Meganeura im Grunde optisch wie die heutigen Libellen aussah, war sie Teil einer anderen Tierunterfamilie. Der Name „Meganeura“ bedeutet wortwörtlich übersetzt „große Ader“ bzw. „große Vene“. Mit der Namensgebung ist die komplexe Flügelstruktur gemeint, welche auf den gefundenen Fossilen des Insekts wie Adern oder Venen aussehen. Das erste Fossil der Riesenlibelle wurde im Jahre 1880 in Frankreich entdeckt.

Später folgten noch weitere Entdeckungen in den USA sowie in England. Nur mal so nebenbei: An der Harvard Universität kann man die fossilen Überreste der Meganeura besichtigen gehen. Wenn man also mal zufällig in der Nähe ist, kann man die Fossilien also auch hautnah bestaunen.

Meganeura Fossil

Grösse und Flügelspannweite von Meganeura

Wie bereits schon erwähnt gilt die Meganeura laut dem heutigen Forschungsstand als das größte Insekt der Erdgeschichte. Wissenschaftler vermuten, dass die Riesenlibelle eine Körperlänge von bis zu 50 cm und eine Flügelspannweite von bis zu 70 cm erreichen konnte. Eventuell konnten größere Individuen sogar etwas brachialer werden.

Nur mal so zum Vergleich: die größte heute lebende Libelle heißt „Megaloprepus Cärulatus“. Sie kann eine Flügelspannweite von bis zu 20 cm erreichen. Ihr Körperbau ist allerdings im Vergleich zur Meganeura unglaublich dünn. Meganeura hatte einen viel kräftigeren und breiteren Körperbau.

So manch einer könnte da meinen, dass wir uns glücklich schätzen können, dass es die Riesenlibelle nicht mehr gibt. Mit solch einer Größe wäre es nicht verwunderlich, wenn das fleischfressende Insekt ab und zu auch Jagd auf uns machen würde. Es wäre sicherlich kein schöner Anblick, von einer 70 cm großen Libelle verfolgt zu werden. Erwachsene Menschen müssten zwar mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um ihr Leben fürchten, doch für Kleinkinder könnte eine solche Libelle in der Tat gefährlich werden. Doch wieso wurde Meganeura so groß? Dazu gibt es drei Theorien.

Warum wurde Meganeura so groß?

Meganeura war nicht das einzige Rieseninsekt während des Karbonzeitalters. Es gab damals eine Vielzahl von Rieseninsekten. Ein Beispiel wäre die Insektenordnung der Paläodictyoptera. Diese Insektenordnung bestand aus vielen Rieseninsekten, darunter auch Mazothairos, ein fliegendes Insekt mit einer Flügelspannweite von bis zu 55 cm, nur mal um ein Beispiel zu nennen. Ein anderen Beispiel ist die Megarachne, was übersetzt „große Spinne“ bedeutet.

Auch dieses Tier lebte während dem Karbonzeitalter. Anfänglich wurde die Megarachne als die größte Spinne aller Zeiten angesehen, später wurde ihre Klassifizierung aber überarbeitet. Heute gehen Wissenschaftler davon aus, dass das Tier viel eher ein Riesenskorpion als eine Riesenspinne war. Megarachne konnte eine Körperlänge von etwa 35 cm und eine Beinspannweite von 70 cm erreichen. Doch kommen wir zurück zu den drei Theorien, die versuchen zu erklären, warum die Meganeura so groß werden konnte.

Meganeura Libelle

Laut der ersten und auch bekanntesten Theorie wurde die Riesenlibelle so groß, da der Sauerstoffgehalt in der Luft damals um einiges höher war als heute. Im Karbonzeitalter war der Sauerstoffgehalt laut Schätzungen nämlich etwa 35% hoch, heute jedoch durchschnittlich nur ca. 21%. Der 35-prozentige Sauerstoffgehalt während des Karbonzeitalters gilt als wahrscheinlicher Rekordwert in der Erdgeschichte. Viele wirbellose Tiere, darunter halt auch Meganeura, konnten aufgrund des höheren Sauerstoffgehalts in der Luft viel größer werden.

Im Gegensatz zu beispielsweise Säugetieren atmen Libellen nicht so wie wir durch ihre Lungen, sondern durch komplexe Porensysteme, die sich durch ihre Körper durchziehen. Mit dem erhöhten Sauerstoffgehalt konnten die Insekten so um einiges brachialer werden. Meganeura war wie schon erwähnt nicht ein Ausnahmefall. Viele andere Insekten zur damaligen Zeit waren um einiges größer als die heute lebenden Versionen.

Und als schließlich der Sauerstoffgehalt in der Luft sank, sank auch die Größe der Insekten. Es gab auch schon etliche Experimente, in denen Insekten künstlich in einer kontrollierten Umgebung einem höherem Sauerstoffgehalt ausgesetzt waren. Die Ergebnisse waren sehr erstaunlich. Das Resultat war, dass sich die Tiere nach nur einer einzigen Generation in Sachen Größe fast verdoppelt haben. Die Sauerstoff-Theorie erscheint also am plausibelsten.

Eine andere Theorie, wieso Meganeura so groß werden konnte, geht davon aus, dass die Riesenlibelle dazu in der Lage war, da es zur damaligen Zeit nicht genügend Jäger in der Luft gab. Auch gab es eine Vielzahl von kleineren Lebewesen, von denen sich die Riesenlibelle ernähren konnte und nicht starker Konkurrenz ausgesetzt war. Erreichte die Riesenlibelle also erstmals die volle Größe, so war sie in der Luft im Grunde unantastbar.

Die dritte und etwas weniger anerkannte Theorie behauptet, dass die Meganeura im jungen Alter im Wasser aufwuchs. Im späteren Alter konnte sie dann schneller und größer wachsen. Zwar ist es in der Tat möglich, dass sich die Riesenlibelle als Jungtier im Wasser aufhielt, ob dies jedoch zu einem Wachstumsschub führte, ist fragwürdig.

Meganeura Größe

Daher ist die Sauerstofftheorie die am weitesten verbreitetste und am meisten anerkannte. Aber der Mangel an Konkurrenz in der Luft könnte auch einen wichtigen Teil zur Größe von Meganeura beigetragen haben. Doch mit der Zeit sank der Sauerstoffgehalt in der Luft. Vor etwa 250 Millionen Jahren war er nicht mehr so hoch wie im Karbonzeitalter. Zur etwa gleichen Zeit sank auch die Größe von Insekten.

Dazu kommt noch, dass sich mit der Zeit dann andere fähige Luftprädatoren entwickelten, die der Meganeura Konkurrenz machten und für sie gefährlich werden konnten. Das heißt, dass die Meganeura nicht nur in der Luft gejagt wurde, sondern es für die Riesenlibelle auch weniger Beutetiere zum Fressen gab.

Zeitdatierung der Riesenlibelle

Leider weiß man nicht genau, von wann bis wann die Riesenlibelle gelebt hat. Die Analysen haben lediglich gezeigt, dass das Tier vor etwa 300 Millionen Jahren gelebt hat. Doch wann kamen die ersten Individuen der Riesenlibelle hervor? Vor 320 Millionen Jahren? Vielleicht vor 350 Millionen Jahren? Und wann starb die Gattung etwa aus? Vor 280 Millionen Jahren? Oder vor 250 Millionen Jahren? Das weiß man leider nicht genau. Hierbei handelt es sich nur um Spekulationen.

Hoffentlich werden wir in Zukunft weitere fossile Überreste der Riesenlibelle bergen. Dies könnte und weitere spannende Einblicke in ihr damaliges Leben zeigen und würde uns vielleicht sogar eine präzisere Datierung ihrer Zeitepoche ermöglichen.

Es wäre sicherlich faszinierend und zugleich auch beängstigend, eine solch große Libelle hautnah mitzuerleben. Wer weiß; es ist möglich, dass sich der Sauerstoffgehalt in der Luft mit der Zeit wieder erhöhen wird. Dies würde theoretisch zu einer Rückkehr von Riesenlibellen führen. Doch das könnte Millionen von Jahren dauern. Wenn also solch riesige Libellen tatsächlich zurückkommen sollten, dann eher durch wissenschaftlichen Fortschritt.

Wir können schon jetzt effektiv Insekten in einer kontrollieren Umgebung vergrößern. Mit dem rasanten und exponentiellen wissenschaftlichen Fortschritt könnten wir schon in naher Zukunft im Labor eine solche Riesenlibelle züchten. Wann das jedoch genau sein wird, bleibt abzuwarten. Und werden solche Experimente auch von der Öffentlichkeit geduldet werden? Was wenn was schief läuft? Welche Risiken sind daher mit einer künstlichen Züchtung von Rieseninsekten verbunden? Nur die Zukunft wird Antworten auf diese Fragen mit sich bringen.

In diesem Video wird der Beitrag als Dokumentation präsentiert!

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