Bevor wir zu Megalodon kommen, sollten wir uns folgendes Szenario vorstellen: Es ist ein wunderschöner Tag an einem sonnigen Strand. Eine junge Frau schwimmt ahnungslos voller Freude graziös im Wasser herum, welches ihr als Abkühlung gegen die flimmernde Hitze des Tages dient. Sie scheint ihr Leben wirklich zu genießen. Doch plötzlich keimt sich etwas Böses auf, eine gewaltige Bedrohung schleicht sich ihr an.
Es ist ein riesiger Weißer Hai, der die junge Frau schlagartig anbeißt und sie in die dunkelsten Tiefen des Ozeanes runterzieht, wo sie nie mehr jemand zu Gesicht bekommen wird. Dies ist zumindest ein klassischer Anfang einer der vielen Kinofilme, welche die Welt das Fürchten vor dem Weißen Hai gelernt haben.
Der Einfluss solcher Filme auf unsere Vorstellung und Sichtweise des Weißen Haies als kaltblütige Tötungsmaschine ist unbestreitbar. Allerdings wird diese Veranschaulichung von vielen Haiexperten stark bestritten. Der Weiße Hai ist mit einer Größe von bis zu sieben Metern einer der Top-Prädatoren der heutigen Zeit.
Jedoch gab es in der Vergangenheit einen Hai, der die Größe des Weißen Hais komplett in den Schatten stellte, einen Hai, der unangefochten an der Spitze der Nahrungskette seiner Zeit residierte – Megalodon. Dieser gigantische und ausgestorbene Urzeithai lebte während der Känozoikum-Ära zwischen zwei und zehn Millionen Jahren.
Grösse von Megalodon
Megalodon war wirklich eine brachiale Kreatur. Die Durchschnittsgröße eines erwachsenen Exemplars betrug wahrscheinlich irgendwo zwischen 13 und 16 Meter. Schätzungen zufolge sollen aber die größten Exemplare seiner Art eine kolossale Größe von bis zu 20 Metern erreicht haben. Sein Gewicht war wahrscheinlich ähnlich beeindruckend. Hinzu kommen noch etwa 270 Zähne, wobei jeder Zahn eine durchschnittliche Länge von 18 cm erreichte.
Diese Daten lassen darauf schließen, dass der Urzeithai für Angst und Schrecken bei seinen Beutetieren sorgte und der Alptraum von allen Lebewesen im Wasser zu seiner Zeit gewesen ist. Die Nahrungsquellen von Megalodon hingen stark von seinem Alter ab. Als Jungtier ernährte sich der Hai wahrscheinlich von etwas kleineren Meeresbewohnern und Fischschwärmen. Als erwachsenes Exemplar waren allerdings fast ausschließlich große Wale auf seiner Speisekarte.
Diese Wale standen Megalodon aber bezüglich der Größe in nichts nach, trotzdem waren sie seine Beute. Dies bringt seine Dominanz zu der damaligen Zeit noch weiter zum Ausdruck. Trotz seiner Mobilität bevorzugte Megalodon allerdings stark wärmere Gewässer. Es wird vermutet, dass insbesondere seine Jagdeffizient unter kälteren Temperaturen stark gelitten hat, was sich bei seinem gigantischen Nahrungsbedarf als besonders großer Nachteil erwiesen hätte.
Warum ist Megalodon ausgestorben?
Nun stellt sich allerdings die Frage: Wenn Megalodon doch so unangefochten über die Ozeane regierte, wie konnte er dann aussterben? Wissenschaftler gehen stark davon aus, dass genau seine gigantische Größe indirekt für sein Aussterben verantwortlich war. Wie schon erwähnt brauchte er Unmengen an Nahrung um seinen enormen Körper zu sättigen. Dieser Nahrungsbedarf war ein weiterer Grundbaustein für sein Ableben. Durch sein effizientes Jagdverhalten sahen sich Fische und Wale gezwungen, sich gegen Megalodon anzupassen.
Es wird nämlich vermutet, dass seine Beutetiere Methoden entwickelten, mit denen sie sich im Wasser schneller fortbewegen konnten, hauptsächlich um dem Megalodon besser entkommen zu können. Dazu kommt noch, dass aufgrund eines vermuteten Klimawandels eine Massenmigration der großen Wale noch folgte. Diese siedelten sich nun in kältere Gewässer nieder, die von Megalodon stark gemieden wurden. Dadurch wurden seine Hauptnahrungsquellen stark limitiert. Schließlich starb er aufgrund des daraus erfolgten Nahrungsmangels aus, so die Wissenschaftler.
Der Megalodon erreichte erst kürzlich sehr hohe Bekanntheit aufgrund einer Dokumentation, welche auf fiktiven Handlungen basiert, einer sogenannten «Mokumentation» von Discovery Channel, die vor ein paar Jahren während der Shark Week veröffentlicht wurde. Diese faszinierte Dutzende Millionen Zuschauer vor dem Bildschirm. Dementsprechend folgten innerhalb kürzester Zeit unzählige angebliche Sichtungen von einem gigantischen Hai.
Seeleute berichteten beispielsweise von einem Riesenhai, dessen Größe alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte und welcher vermutliche in der Lage gewesen wäre, Schiffe zu versenken. Genau solche Sichtungen legten den Grundbaustein für etliche weitere Theorien bezüglich Megalodon. Aber diesmal nicht etwa wie er ausgestorben sei, sondern wie er überlebt haben könnte.
Die wohl bekannteste Theorie ist, dass er sich in den Tiefen der Ozeane verschanzt hätte, wo er auch seit Anbeginn der Menschheit unentdeckt bliebt. Nun soll er jedoch aufgrund des aktuellen Klimawandels öfters an die Wasseroberfläche geschwommen sein.
Oder lebt Megalodon immer noch?
Allerdings enthält diese Theorie einige Lücken. Unsere aktuellen Erkenntnisse über das Ableben von Megalodon lassen darauf schließen, dass sein Aussterben nach dem damaligen Klimawandel recht schnell vonstatten ging. Das heißt also, dass eine solch schnelle Anpassung für eine Spezies von enormer Schwierigkeit gewesen sein dürfte. Dazu kommt noch die Wassertemperatur als weiteres Hindernis.
Wie wir bereits wissen, bevorzugte Megalodon wärmere Gewässer, wo er auch effizienter Jagen konnte. Dementsprechend kam ihm die Migration der Wale, seiner Hauptnahrung, in kältere Gewässer gar nicht zu Gute. Als pauschale Grundregel kann man festhalten, dass je tiefer man sich im Wasser aufhält, desto kälter die Wassertemperatur wird. Eine Abwanderung Megalodons in tiefere Gewässer wäre somit widersprüchlich zu seiner Theorie zum Aussterben.
Schließlich kommt noch hinzu, dass die Tiefsee wahrscheinlich nicht genug große Beutetiere und diese noch im hohen Ausmaß für Megalodon als Nahrung bieten könnte. Wie sollte ein so großer Hai dort denn seinen enormen Hunger stillen? So die Skeptiker.
Nichtsdestotrotz ist alles möglich. Vielleicht ist auch an den angeblichen Sichtungen Megaldons wirklich etwas Wahres dran, obwohl es bis heute keine echten Bilder oder Videos gibt, die den Urzeithai zeigen. Die Tiefen des Ozeans sind kaum bis gar nicht erforscht. Es ist nicht ausschließbar, dass so ein gigantischer Riesenhai die Tiefen der Ozeane durchstreift und bis heute vor uns unentdeckt geblieben ist.
Allerdings ist es wahrscheinlicher, dass es sich um eine neue, unentdeckte Haiart handeln würde als um den direkten Nachfahren Megalodons. Eines ist jedoch sicher: Wir wissen trotz modernster Technologie noch immer fast gar nichts über unsere Ozeane, insbesondere über die Tiefsee. Was für faszinierende Lebewesen werden die Tiefen der Ozeane noch enthüllen? Nur die Zukunft wird Antworten auf diese Frage liefern können. Fürs erste tappen wir jedoch im wahrsten Sinne des Wortes immer noch im Dunkeln.