Der Narwal ist eine Art der Zahnwale und wird oft als das „Einhorn der Meere“ bezeichnet. Sie verfügen über ein einzigartiges Aussehen, das an das eines Einhorns erinnert, da von ihrem Vorderkopf eine Art Horn herausragt. Diese hornartige Erweiterung ist in Wirklichkeit aber gar kein Horn, sondern ein Stoßzahn. Dieser Stoßzahn ragt von der linken Seite des Kiefers heraus, ist sehr lang und leider auch ein Hauptgrund für ihre Gefährdung. Dazu aber später mehr.
In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf Narwale und versuchen ihre Geheimnisse sowie ihre einzigartigen Charakteristiken genauer zu ergründen.
Familie, Aussehen und Namensgebung
Narwale gehören zur selben Familie wie Belugawale. Sie sind außerdem auch mit Delphinen und Orcas verwandt. Der Name „Narwal“ stammt aus dem Isländischen und bedeutet wörtlich übersetzt „Kadaverwal“. Diesen Namen verdankt der Narwal seiner Eigenschaft, oft bewegungslos mit dem Bauch nach oben und dem Rücken nach unten an der Wasseroberfläche zu gleiten. In dieser sonderbaren Position könnte man denken, dass das Tier tot sei, daher auch der Name.
Dazu kommt seine leichenhafte, blasse Farbe. Je älter der Narwal wird, desto weißer wird in der Regel auch sein Körper. Sein wissenschaftlicher Name „Monodon monoceros“ bedeutet wörtlich übersetzt „ein Zahn, ein Horn“. Damit sind seine beiden Zähne gemeint, wobei der linke Stoßzahn wie ein Horn aussieht und der rechte Zahn oft klein und unterentwickelt ist. Grundsätzlich haben alle Narwale, männlich oder weiblich, zwei Zähne im Oberkiefer.
Allerdings sind es vor allem die Männchen, die diesen langen, ikonischen Stoßzahn entwickeln. Bei den Weibchen hingegen sind beide Zähne in der Regel unterentwickelt. Schätzungen zufolge entwickeln jedoch etwa 15% der Weibchen auch einen langen Stoßzahn, der normalerweise aber kürzer wird als der der Männchen.
Bei etwa 0,2% der Männchen bilden sich sogar zwei Stoßzähne. Das ist zwar extrem selten, aber Narwale mit zwei Stoßzähnen existieren tatsächlich. Über die genauen Funktionen ihrer Stoßzähne werden wir später diskutieren. Werfen wir vorerst aber einen genaueren Blick auf ihre Größe und ihr Gewicht.
Größe und Gewicht von Narwalen
Wenn man ihren langen Stoßzahn nicht mit einberechnet, sind Narwale mehr oder weniger gleich groß wie Belugawale. Männliche Narwale werden in der Regel größer und massereicher als ihre weiblichen Artgenossen. Ohne Stoßzahn erreichen Narwale eine Länge von vier bis 5,5 Metern. Der Stoßzahn selbst wird aber noch weitere 1,5 bis drei Meter lang.
In Bezug auf das Gewicht sind Männchen oft doppelt so schwer wie die Weibchen. Männliche Narwale wiegen etwa 1,5 Tonnen, während Weibchen etwa 700 bis 800 kg auf die Waage bringen. Der Stoßzahn alleine wiegt etwa zehn kg. Nachdem wir ihre Größe und ihr Gewicht betrachtet haben, stellt sich die Frage, wo sich ihr natürlicher Lebensraum befindet.
Natürlicher Lebensraum
Narwale beheimaten die nördlichen Gebiete des Globus. Sie leben hauptsächlich im Arktischen und Atlantischen Ozean. Im Pazifischen Ozean hingegen werden sie eher selten gesichtet. Sie bevorzugen die eisigen Gewässer rund um Grönland, die nördlichen Inselgruppen rund um Kanada und der Arktis, Norwegen (genauer gesagt Svalbard) und Russland. Im Sommer halten sich Narwale oft in Küstengewässern auf. Im Winter ziehen sie sich jedoch eher in tiefere Gewässer zurück.
Im Winter tauchen sie oft in Tiefen von bis zu 1‘500 Metern ab. Dies tun sie mehrere Male täglich und verbringen dabei bei jedem Tauchgang etwa eine halbe Stunde unter Wasser. Um schneller in die Tiefen der Ozeane zu tauchen, schwimmen sie oft senkrecht im hohen Tempo nach unten. Der Stoßzahn hilft ihnen wahrscheinlich dabei, gegebenenfalls Eisstücke in ihrem Weg zu zertrümmern oder sich durch Eismassen zu bohren.
Lebenserwartung
Narwale sind langlebige Tiere, ebenso wie viele andere Meeressäugetiere wie Pottwale, Belugawale und Wale im Allgemeinen. Im Durchschnitt erreichen Narwale ein Alter von 50 bis 60 Jahren. Sie können jedoch in seltenen Fällen auch über einhundert Jahre alt werden. Das Alter einiger Individuen wurde sogar auf etwa 125 Jahre geschätzt.
Narwale sind Raubtiere und ernähren sich unter anderem von Tintenfischen, Garnelen, Fischen, Rocheneiern, usw. Mit ihrem Stoßzahn und dem unterentwickelten zweiten Zahn sind sie nicht dazu in der Lage, die Beute zu beißen oder zu kauen. Stattdessen nähern sich Narwale ihrer Beute, saugen sie auf und verschlingen sie anschließend als Ganzes.
Funktionen des Stoßzahns
Die genauen Funktionen des Stoßzahns werden von Wissenschaftlern immer noch diskutiert. Wie bereits erwähnt kann der Stoßzahn nicht zum Beißen oder Kauen verwendet werden. Einige Wissenschaftler vermuten, dass er möglicherweise zum Durchbohren der Beute, wie zum Beispiel Fischen, verwendet wird und somit zum Fangen der Beute dient. Eine andere Funktion des Stoßzahns könnte das Durchstoßen von Eisstücken sein, um sich in ihrer natürlichen Umgebung mehr Freiraum zu verschaffen.
Andere Forscher sind der Ansicht, dass das Durchbohren der Beutetiere mit dem Stoßzahn unsinnig ist, da er dabei infiziert werden könnte. Stattdessen könnte der Stoßzahn auch dazu benutzt werden, die Temperatur und den Wasserdruck zu messen.
Laut einer weiteren Theorie könnte der Stoßzahn auch für den Informationsaustausch zwischen Artgenossen verwendet werden. Wenn zwei Narwale ihre Stoßzähne gegeneinander reiben, teilen sie eventuell Informationen über die Wassertemperatur, die Zusammensetzung des Wassers, usw. mit dem anderen Individuum. Darüber hinaus stärkt das gegenseitige Reiben der Stoßzähne die Bindung zwischen zwei Artgenossen.
Eine letzte Theorie besagt, dass männliche Narwale ihren Stoßzahn auch bei Ritualen verwenden, um Weibchen zu imponieren. Über die tatsächlichen Funktionen des Stoßzahns kann jedoch letzten Endes nur spekuliert werden.
Natürliche Feinde
Hat der Narwal natürliche Feinde? Ja, in der Tat, sie haben eine begrenzte Anzahl von Feinden. Der größte natürliche Feind des Narwals ist der Eisbär, der sie oft an bestimmten Atemlöchern zwischen Eisschichten angreift. Wenn Narwale auf ihrer Suche nach einem geeigneten Wasserloch von Eismassen eingeschlossen werden und keinen Rückweg mehr finden, lassen sich die Eisbären nicht zweimal einladen.
Das Einfangen in Eisblöcken ist ebenfalls ein Grund, warum Narwale teilweise leichte Beute sein können. Wenn sich ein Narwal zwischen mehreren Eisschichten verfängt und keinen Ausweg mehr findet, können die viel langsameren Eisbären sie fangen.
Das größte jemals dokumentierte Einfangen in den Eisblöcken ereignete sich im Jahre 1915 in Westgrönland, als mehr als 1‘000 Narwale in den Eisschichten gefangen wurden und keinen Ausweg mehr fanden. Andere natürliche Feinde sind Orcas und Walrosse. Vor allem im Sommer sind Narwale leichte Beute, da sie zu dieser Zeit oft in Schulen oder Gruppen von zehn bis 50 Individuen anzutreffen sind.
Auch der Mensch ist ein natürlicher Feind des Narwals. Insbesondere die Inuit in Kanada jagen den Narwal wegen seines besonderen Stoßzahns, der oft in der traditionellen Medizin Verwendung findet. Ihre Haut ist außerdem reich an Vitamin C. Der Stoßzahn eines Narwals ist so wertvoll, dass Königin Elisabeth die Erste angeblich einen Narwalstoßzahn für 10.000 £ gekauft hat. Dies entspricht heute etwa 2 Millionen £.
Gefährdung und Angriffe auf Menschen
Die internationale Union zur Bewahrung der Natur stuft den Narwal als „gering gefährdet“ ein und schätzt die globale Population auf irgendwo zwischen 50.000 und 80.000 Individuen. Obwohl die Jagd auf Narwale im Allgemeinen stark eingeschränkt ist, ist sie in Kanada und Grönland dennoch rechtlich erlaubt, wenn es um Lebenserhaltungszwecken dient. Dies wird hauptsächlich von einigen indigenen Völkern praktiziert, die sich aber an bestimmte Regulierungen halten müssen.
Obwohl sie noch nicht vom Aussterben bedroht sind, könnte sich dies in naher Zukunft ändern. Bis heute gibt es keinen offiziellen Bericht über Angriffe von Narwalen auf Menschen. Im Grunde kann man davon ausgehen, dass sie für uns ungefährlich sind. Dennoch sollte man darauf achten, nicht versehentlich mit dem Stoßzahn in Berührung zu kommen.
Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat in den letzten Jahren intensiv daran gearbeitet, mehr über die Lebensweise und das Verhalten der Narwale zu erfahren. Es wurden verschiedene Studien und Forschungen durchgeführt, um ihren Lebensraum, ihre Migration, ihre Kommunikation und ihre Anpassung an die extremen arktischen Bedingungen besser zu verstehen. Trotzdem gibt es noch viel zu lernen.
Der Narwal ist ein faszinierendes und einzigartiges Meereslebewesen. Es ist wichtig, dass wir weiterhin Anstrengungen unternehmen, um diese wunderbaren Kreaturen zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.