Obwohl es bis heute keine einzige Sichtung, geschweige denn Aufnahme von einem erbitterten eins gegen eins Kampf zwischen einem Orca und dem Riesenkalmar gibt, ist es dennoch ein sehr interessantes Thema. Wer würde wohl den Kampf zwischen diesen beiden Tieren im Schnitt gewinnen? In diesem Beitrag wird versucht eine Antwort auf genau diese Frage zu finden. Die Charakteristiken beider Tiere werden verglichen und anschließend wird ein Sieger prognostiziert.
Orcas, auch Schwertwale oder Killerwale genannt, sind bekannt für ihre unglaubliche hohe Intelligenz sowie für ihre beeindruckende Jagdfähigkeit. Als einzelnes Individuum sind sie schon ein Topprädator. Sie jagen allerdings so gut wie immer im Rudel bzw. in Schulen von mehreren Orcas. Eine solche Schule kann aus bis zu mehreren Dutzend Orcas bestehen. So können sie selbst andere kolossale Tiere wie den Pottwal erlegen, der bis zu 18 Meter groß werden kann.
Sie jagen auch noch eine Vielzahl von anderen Walen. Aber der Riesenkalmar ist auch nicht von schlechten Eltern und hat ebenfalls beeindruckende Charakteristiken vorzuweisen.
Zusammen mit seinem Cousin, dem Koloss-Kalmar, teilt sich der Riesenkalmar den Titel als größter lebender Kopffüßer und verfügt auch mit dem Koloss-Kalmar über die größten Augen im Tierreich der heutigen Zeit. Diese riesigen Augen können bis zu unglaubliche 30 cm im Durchmesser groß werden. Außerdem verfügt der Riesenkalmar auch über acht Tentakeln, zwei weitere lange Fangarme sowie einen kräftigen Schnabel, der laut Schätzungen härter zubeißen kann als das Gebiss eines Löwen.
Größe und Gewicht
Wenn man die Stärke von zwei Tieren vergleichen möchte, so ist es notwendig, ihre Größe sowie ihr Gewicht miteinander zu vergleichen. Bei der maximalen Größe von Riesenkalmaren ist sich die Wissenschaft immer noch nicht einig. In vielen Quellen wird die Maximallänge von weiblichen Riesenkalmaren, welche in der Regel größer werden als die Männchen, auf 13 Meter geschätzt. Das ist sehr beeindruckend, allerdings soll angeblich im Jahre 1887 ein lebloser Riesenkalmar an der Küste Neuseelands angespült worden sein, welcher 18 Meter groß wurde.
Ob aber die Messung vom angeblich größten Fund eines Riesenkalmars von damals stimmt, kann nicht hundertprozentig bestätigt werden. Bei der Größe von Riesenkalmaren muss auch noch beachten werden, dass die beiden langen Fangarme einen beträchtlichen Teil der Länge ausmachen. Der „Hauptkörper“ quasi ist um einiges kleiner.
Anders als beim Riesenkalmar werden bei Orcas die Männchen größer als die Weibchen. Die maximale Länge von männlichen Orcas wird auf etwa zehn Meter geschätzt. Die Weibchen hingegen können nur etwa sieben Meter groß werden. Orcas und Riesenkalmare spielen größentechnisch daher mehr oder weniger in einer Liga. In Sachen Größe hat keiner einen wirklichen Vorteil.
Beim Gewicht sieht dies allerdings anders aus. Hier ist nämlich ganz klar der Orca im Vorteil. Erwachsene Orca-Bullen können ein maximales Gewicht von fünf bis sechs Tonnen erreichen. Das maximale Gewicht von Riesenkalmaren wird jedoch „nur“ auf eine Tonne geschätzt. Das bedeutet, dass Schwertwale fünf bis sechs Mal so schwer werden können wie Riesenkalmare, obwohl sie sich in der Größe nicht stark unterscheiden.
Der Grund ist, dass Riesenkalmare zu einem viel größeren Anteil aus Flüssigkeit bestehen. Beim Orca kommen allerdings noch viel Muskelmasse und Knochengewicht hinzu. Das ist ein beträchtlicher Unterschied. Bei so einer Gewichtsdifferenz wird es ein Riesenkalmar schwer haben, sich mit einem Orca zu messen.
Doch das Gewicht alleine ist eventuell nicht ausschlaggebend genug. Bevor wir aber mit dem Vergleich weitermachen, empfiehlt es sich die Frage zu klären, ob die beiden Tiere in der Wildnis überhaupt aufeinander treffen und ob sie eventuell sogar gegeneinander kämpfen.
Natürlicher Lebensraum der beiden Tiere
Obwohl man lebende Riesenkalmare nur selten antrifft, da sie vorwiegend in den oberen Schichten der Tiefsee leben, wurden ihre Kadaver schon an vielen Küsten rund um den Globus angespült. Daher vermutet man, dass diese Tiere weltweit verbreitet sind. Der Konkurrent, der Orca, ist ebenfalls weltweit verbreitet. Ein wichtiger Unterschied ist allerdings, dass obwohl die beiden Tiere in den gleichen Gewässern leben, Orcas die meiste Zeit in der Nähe der Wasseroberfläche verbringen, wohingegen Riesenkalmare den größten Teil ihres Daseins in der Tiefsee verweilen.
Riesenkalmare findet man oft in Tiefen von etwa einem Kilometer, wohingegen Orcas eher ungern unter 200 Meter tief tauchen. Jedoch haben Experimente mit Sonden gezeigt, dass einige Orcas, ähnlich wie Pottwale, tatsächlich für die Jagd in die Tiefsee über einen Kilometer tief abtauchen. In solchen Fällen ist ein Zusammentreffen zwischen Orcas und Riesenkalmaren gut möglich. Kämpfe zwischen den beiden Tieren finden daher wahrscheinlich wirklich statt.
Riesenkalmare gehören zur Klasse der Kopffüßer, welche schon seit etwa 500 Millionen Jahren existieren und sich im Verlaufe der Zeit nicht allzu stark verändert haben. Schwertwale als Art hingegen sind laut Schätzungen vor etwa elf bis neun Millionen Jahren erschienen. Bei der Lebenserwartung besteht ebenfalls ein starker Unterschied. Riesenkalmare werden in der Regel nur etwa drei bis fünf Jahre alt, wohingegen Orcas oftmals mehr als 90 Jahre, wenn nicht sogar länger, leben können.
Speisekarte und Jagdverhalten
Der Riesenkalmar ernährt sich oft von Tiefseefischen, Garnelen, kleineren Tintenfischen sowie von Waljungtieren und kleinen Walen, welche gelegentlich in die Tiefe abtauchen. Die Speisekarte von Orcas ist sehr umfangreich. Sie ernähren sich unter anderem von Fischen, Oktopussen, Tintenfischen, Rochen, Seelöwen, Vögeln, Pinguinen, Schildkröten und sogar von großen Walen.
Der Riesenkalmar ist ein Einzelgänger und jagt auch alleine. Das Tier packt die Beute mit seinen langen Fangarmen und Tentakeln, welche mit Säugnäpfen ausgestatten sind, an denen kleine zahnähnliche Erweiterungen befestigt sind, um die Beute besser festzuhalten. Schließlich wird die Beute zum Mund befördert und mit dem kräftigen Schnabel zerquetscht. Richtige standardmäßige Zähne haben Riesenkalmare allerdings nicht. Schwertwale jedoch schon, und zwar etwa 40 bis 56 Stück.
Wie vorhin bereits erwähnt jagen Orcas die meiste Zeit in Schulen. Kein Tier kann sich gegen mehrere erwachsene Orcas auf einmal verteidigen, auch kein Riesenkalmar. Bei einem realistischen Szenario, sprich mehrere Orcas gegen einen Riesenkalmar, würde der Riesenkalmar ziemlich alt aussehen. Orcas können sich mit Geräuschen sehr gut unter einander verständigen und effizient als Team jagen. Aber rein hypothetisch, wenn es zu einem eins gegen eins Kampf in der Tiefsee kommen würde, wer würde gewinnen?
Fazit
Riesenkalmare haben bessere Augen im Dunkeln als Orcas. Selbst in der dunklen Tiefsee können sie sich gut zurecht finden. Wenn er einen Orca einmal anpacken würde, könnte er das Tier eventuell lange genug in der Tiefsee halten, bis der Orca nachgibt. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Orcas verfügen über eine Trumpfkarte namens Echoortung.
Bei dieser Technik stoßen Orcas Schallwallen ins Wasser aus, welche schließlich von einem Objekt reflektiert werden oder nicht. So erhält das Tier genaue Angaben zum Umfeld sowie zur Größe und Form eines Objekts, obwohl es mit den Augen nichts sehen kann.
Ein Vorteil, welchen der Riesenkalmar allerdings hat, sind die langen Fangarme und Tentakeln. Mit ihnen kann das Tier den Orca von einer beträchtlichen Distanz packen und eventuell sogar überwältigen. Orca verfügen aber über keine Angriffsmethode aus mittlerer Distanz. Somit kann ein Riesenkalmar sich einen Vorteil erbauen, wenn das Tier es geschickt anrichtet.
Der einzige bekannte Feind vom Riesenkalmar ist der Pottwal. Und Pottwale werden von Schwertwal-Schulen gejagt. Orcas hingegen haben nur den Menschen als natürlich Feind. Das Fazit für einen eins gegen eins Kampf zwischen einem Orca und einem Riesenkalmar lautet also: Obwohl es sicherlich kein einfachen Kampf wäre, ist dennoch zu vermuten, dass der Orca im Schnitt als Sieger vom Kampf ausgeht.
Das überlegene Gewicht sowie die Fähigkeit von Echoortung sind extreme Vorteile, gegen die ein Riesenkalmar nicht ausreichend gewappnet ist. Natürlich hat der Riesenkalmar mit seinen langen Tentakeln und Fangarmen ein Ass im Ärmel, ob dies jedoch genug ist, um ein fünf Mal schwereres Tier zu überwältigen, ist eine andere Frage. Nichts destotrotz ist es aber möglich, dass ein Riesenkalmar gelegentlich als Sieger vom Kampf ausgeht. Wir denken allerdings, dass der Orca hier etwa 70-80% der Kämpfe gewinnt.
