Ein prähistorisches Seeungeheuer mit dem Namen „Predator X“ herrschte einst über die urzeitlichen Ozeane und seine scharfen Zähne sowie seine immense Beißkraft würden selbst die eines Tyrannosaurus rex komplett in den Schatten stellen. Die bisher gefundenen Überreste dieses riesigen Tieres lassen die Wissenschaftler auf eine schon längst vergangene Zeit zurückblicken; eine Zeit, in der unsere Ozeane nur so von bizarren und zugleich faszinierenden Geschöpfen gewimmelt haben.
Vor knapp über einem Jahrzehnt wurden die Fossilien dieses riesigen, urzeitlichen Meeresreptils in Svalbard, Norwegen geborgen. Svalbard, auf deutsch auch Spitzbergen genannt, ist ein zu Norwegen gehörendes Inselarchipel, welches sich zwischen Europa und dem Nordpol befindet. Genau in dieser kalten und kargen Gegend wurden die Überreste von diesem prähistorischen Meeresreptil geborgen.
Aus Predator X wurde Pliosaurus Funkei
Vorerst war man sich allerdings nicht sicher, ob es sich wirklich um eine neue, unentdeckte Art handeln würde. Daher beschloss man sich dieses Monstrum „Predator X“ zu taufen, sinnbildlich für einen noch unbekannten und mächtigen Spitzenjäger.
Nach sorgfältiger Analyse der Überreste kam man schließlich zum Entschluss, dass diese Fossilien tatsächlich einer noch unbekannten Art der Pliosaurus-Gattung gehört haben. Die neue Spezies wurde letzten Endes dann „Pliosaurus funkei“ getauft, angelehnt an Björn und May-Liss Funke. Sie waren nämlich Freiwillige, welche maßgeblich an der Entdeckung und Bergung der Fossilien beteiligt gewesen sind.
Zeitepoche von Predator X
Pliosaurus funkei beziehungsweise Predator X lebte wahrscheinlich vor etwa 160 bis 145 Millionen Jahren. Das heißt also, dass man die Existenz dieses faszinierenden Lebewesens zurück bis zum Ende des Jura-Zeitalters datieren kann. Die Entdeckung der Fossilien in Svalbard legen für Paläontologen den Schluss nahe, dass Predator X an den Küsten des damaligen West-Europa beheimatet war. Das Inselarchipel ist bisher der einzige Ort, an dem Überreste von Predator X gefunden wurden. Forscher haben bis heute nirgendwo anders die Überreste von diesem Tier geborgen.
Größe und Gewicht
Predator X war eine eher kurzhalsige Spezies, die über ein furchteinflößendes Gebiss verfügte. Die größten Exemplare dieser Art konnten eine Länge von bis zu 15 Metern erreichen. In Sachen Größe spielt es also in derselben Liga wie die Spitzenjäger Megalodon und Mosasaurus. Besonders hervorstehend ist auch der verhältnismäßig große Schädel. Dieser Schädel konnte eine unglaubliche Beißkraft erzeugen, und zwar mindestens zweimal so stark wie ein Biss vom T-Rex.
Predator X wird oftmals mit dem Mosasaurus verglichen, da beide Lebewesen einige Gemeinsamkeiten teilen. Zum einen war ihr Jagdverhalten ziemlich ähnlich; kleinere Beute in Küstennähe und nicht allzu fern von der Wasseroberfläche zu verspeisen. Dazu kommt noch, dass beide riesige Meeresreptilien waren und dank ihrer Größe an der Spitze der Nahrungskette zu ihrer Zeit standen. Des Weiteren war der Körperbau von beiden recht ähnlich.
Beide hatten vier paddelförmige Flossen und einen Schwanz. Dieser Körperbau war trotz des hohen Gewichts auf Schnelligkeit im Wasser ausgerichtet. Predator X war allerdings vermutlich etwas stämmiger als der Mosasaurus. Deswegen wog er wohl auch etwas mehr. Die ersten Schätzungen nach seiner Entdeckung gingen von einem Gewicht von 45 Tonnen aus. Neuere Schätzungen halten jedoch ein Gewicht von etwa 20 bis 30 Tonnen für wahrscheinlicher. Dafür konnten aber die größten Exemplare der Mosasaurus-Gattung vermutlich ein paar Meter länger werden.
Jagdverhalten
Wenn man sich nun das Gewicht und die Größe von Predator X vor Augen hält, wird man sich wohl kaum wundern, wieso sich diese mysteriöse Kreatur auf der Spitze der Nahrungskette seiner Zeit befand. Wie bereits erwähnt jagte Predator X seine Beute wahrscheinlich in Küstennähe. Auf seiner Speisekarte könnte sein langhalsiger Verwandter, nämlich der Plesiosaurus gewesen sein.
Als weitere Beutetiere kommen unter anderen kleinere Fische, Haie, Tintenfische und andere Meeresreptilien in Frage. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass Predator X ein Aasfresser gewesen ist, der sich von den Kadavern toter Tiere ernährte.
Vielleicht ernährte sich das Tier auch von toten Dinosauriern. Natürlich konnte Predator X nicht an Land jagen, zumindest nicht nach heutigem Forschungsstand. Doch es ist möglich, dass die leblosen Körper einiger Dinosaurier, die am Strand gestorben sind, von den Gezeiten erfasst und schließlich ins Meer gespült wurden, wo das riesige Meeresreptil lebte.
Aussterben von Predator X
Doch auch dieses faszinierende Lebewesen segnete eines Tages das Zeitliche. Wie auch die meisten, wenn nicht gar alle Pliosaurus-Arten, starb Predator X, also Pliosaurus funkei, wahrscheinlich während der Jura-Kreide-Grenze aus. Doch im Gegensatz zum Kreide-Paläozän und Trias-Jura Massenaussterben ist über das Jura-Kreide Massenaussterben am Ende des Jura-Zeitalters nur wenig bekannt.
Grund dafür ist wohl, dass bei diesem Massenaussterben beträchtlich weniger Lebensformen ausradiert wurden, was wiederum weniger Relevanz für die Wissenschaft bedeutet. Daher hat man dieses Ereignis wohl auch weniger erforscht. Zwar gibt es wage Theorien zu diesem Aussterben, jedoch keinen glaubhaften Anhaltspunkt wie beispielsweise der Chixculub-Krater in Mexiko, der das K-Pg Massenaussterben begründen könnte.
Nichtsdestotrotz haben es die Überreste von Predator X bis in unsere Zeit geschafft. Wer weiß wann und wo wir in naher Zukunft hoffentlich weitere seiner Fossilien bergen werden. Die Geheimnisse rund um den mysteriösen Predator X und vieler weiterer Pliosaurus-Arten bleiben immer noch in Rätsel.