Es gibt nicht viele Tiere, die so viel Angst und Schrecken bei Menschen hervor rufen wie Vogelspinne. Dafür sorgt nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihr schlechter Ruf, der von Legenden und Mythen aus den letzten paar Jahrhunderten geprägt wurde. Auch gab es, wie beim Weißen Hai oder bei Piranhas, viele Kinofilme über Vogelspinnen, in denen diese Tiere als Antagonisten aufgetreten sind und mit negativen Aspekten assoziiert wurden.
Aber sind Vogelspinnen wirklich so gefährlich wie die Filme und Legenden sie beschreiben? Ist ihr Gift für Menschen tödlich? Was für eine maximale Größe erreichen die Tiere? Ist eine Haltung als Haustiere möglich? Das alles und mehr gibt es in diesem interessanten Beitrag.
Namensgebung der Vogelspinne
Wusstest du, dass das Englische Wort für „Vogelspinne“ „Tarantula“ ist und dass die Tarantel in Wirklichkeit keine Vogelspinne ist? Dies ist etwas, das für viel Verwirrung gesorgt hat. Die Tarantel ist keine Vogelspinne, sondern gehört zur Familie der Wolfsspinnen. Die Tarantel lebt unter anderem in Europa und hat den Namen der italienischen Stadt „Taranto“ bzw. „Tarent“ auf Deutsch zu verdanken.
Doch wieso werden Taranteln denn für Vogelspinnen gehalten? Dazu gibt es zuerst ein bisschen Geschichtsunterricht. Die früheren Europäer fanden damals eine haarige Spinnenart in Europa und tauften diese „Tarantel“, bzw. auf English „Tarantula“. Doch mit der Zeit wurde dieses Wort fälschlicherweise aufgrund der mangelnden Bildung für viele verschiedene Spinnenarten verwendet. So fanden die ersten europäischen Siedler in Südamerika andere haarige Spinnen, welche sie sofort ebenfalls „Tarantula“ nannten.
Diese haarigen Spinnen waren allerdings Vogelspinnen und keine Taranteln. So kam es zur Fehlklassifizierung und bei der Übersetzung kann es dann zu noch mehr Verwirrung. Sowohl das Wort „Vogelspinne“ als auch „Tarantel“ heißen auf Englisch beide „Tarantula“. Die Tarantel ist allerdings wie bereits gesagt in Wirklichkeit eine Wolfsspinne und keine Vogelspinne. So viel zur Unterscheidung, machen wir jetzt allerdings nun weiter mit dem primären Thema des Beitrags, und zwar Vogelspinnen.
Arten von Vogelspinnen
Es wurden bisher ungefähr 1000 verschiedene Arten der Vogelspinne klassifiziert. Vogelspinnen kommen in verschiedenen Farben vor, meistens in braun, schwarz und dunkel gestreift. Es gibt aber auch Vogelspinnen mit hellen Farben, unter anderem blau. Wie auch viele andere Spinnen haben Vogelspinnen acht Beine und acht Augen. Allerdings sind Vogelspinnen haarig und verfügen über einige Charakteristiken, die es nicht bei anderen Spinnen zu finden gibt.
Größe und Gewicht
Vogelspinnen wiegen im Schnitt irgendwo zwischen 30 und 85 Gramm und sind in der Regel fünf bis neun Zentimeter lang. Weibliche Vogelspinnen werden um einiges grösser als die männlichen Exemplare. Die größte Art der Vogelspinne ist die Goliath-Vogelspinne, auch Riesenvogelspinne genannt. Diese kann eine Größe von 13 cm und eine Bannspannweite von etwa 30 cm mit einem Gewicht von 200 Gramm erreichen.
Lebensraum und Lebenserwartung
Vogelspinnen gibt es auf allen Kontinenten außer auf der Antarktis zu finden. In Südamerika und Australien kommen diese Tiere allerdings am häufigsten vor. Sie bevorzugen klar wärmere Gebiete, unter anderem Einöden und sogar Regenwälder. Zu finden gibt es die Tiere oftmals in Löchern am Boden oder in Höhlen. Sie stricken aber auch manchmal gerne ihr eigenes Spinnennetz auf Bäumen. Laut Schätzungen leben Vogelspinnen als Familie schon seit etwa 350 Millionen Jahren. Sie kamen also über 150 Millionen Jahre früher zum Vorschein als Dinosaurier.
Die Lebenserwartung bei den Vogelspinnenarten ist sehr erstaunlich, zumindest für eine Spinne. Männchen werden in der Regel nicht so alt wie Weibchen. Männchen leben in der Regel zwei bis Zehn Jahre, wobei Weibchen ein Alter von bis zu 30 Jahren erreichen können. Ein Grund dafür wäre, dass weibliche Individuen um einiges grösser sind und daher weniger Jäger fürchten müssen.
Ein anderer Grund wäre postkoitaler Kannibalismus. Damit ist gemeint, dass viele Spinnenarten den Partner nach dem Geschlechtsverkehr fressen. In diesem Fall das größere Weibchen das kleinere Männchen. Dies ist ein Grund, warum sich die Männchen nach dem Akt sofort aus dem Staub machen.
Paarung
Männliche Vogelspinnen bereiten sich viel Aufwand, um ein Weibchen zu beeindrucken. In der Regel machen sich meistens die männlichen Exemplare auf der Suche nach einem Partner, während die Weibchen geduldig in ihrer kleinen Höhle warten. Auf dem Weg zum Weibchen kommen viele Gefahren auf, weswegen dies ein großes Risiko für die Männchen birgt. Weibchen hinterlassen einen Duft, mit dem die Männchen sie lokalisieren können.
Hat das Männchen einmal die Höhle eines Weibchen gefunden, so versucht es dieses zu beeindrucken, beispielsweise durch das Kreieren eines Spinnennetzes oder durch eine Art Tanzshow. Falls das Weibchen nicht interessiert ist, ignoriert es das Männchen in der Regel. Allerdings kommt es auch oft vor, dass das Männchen sofort verspeist wird. Akzeptiert sie allerdings die Anfrage vom Männchen, so paaren sie sich. Nach dem Akt sucht das Männchen dann wie gesagt so schnell wie möglich das Weite.
Speisekarte der Vogelspinne
Vogelspinnen sind Fleischfresser und ihre Speisekarte ist recht flexibel. Sie verspeisen unter anderen Grillen, Raupen, Heuschrecken und viele andere Insekten. Auch fressen sich die Vogelspinnen manchmal auch wie bereits gesagt untereinander auf. Größere Vogelspinnen wie z.B. die Goliath-Vogelspinne fressen unter anderem Eidechsen, Ratten, Fledermäuse, Vögel und sogar ihre eigenen Neugeborenen auf. Vogelspinnen injizieren ihrer Beute ihr Gift, um sie zu lähmen, damit sie das Tier ihn Ruhe verspeisen können. Sie sind also giftig.
Fangen tun sie ihre Beute entweder durch das Spinnennetz oder lauern ihrer Beute heimtückisch auf. Doch Vogelspinnen haben eine Vielzahl von natürlichen Feinden, darunter größere Eidechsen, Vögel, Fische, Schlangen, Affen, Skorpione, andere Spinnen und vor allem Tarantula-Falken, welche in Wirklichkeit Wespen und keine Falken sind. Natürlich werden sie zu guter Letzt auch noch von einigen Menschen gejagt.
Haltung als Haustier
Vogelspinnen sind zur Zeit nicht auf der Liste der gefährdeten Tiere laut der internationalen Union zur Bewahrung der Natur. Allerdings werden einige Arten in einigen Ländern als vom Aussterben bedroht betrachtet. Die USA listet beispielsweise fünf Arten aus Sri Lanka als gefährdet. Diese Arten werden unter dem „Endangered Species Act» aus dem Jahre 1973 gesetztlich geschützt.
Dies war insofern notwendig, da viele Vogelspinnen-Arten als exotische Haustiere verkauft werden und so die Population in der Freiheit geringer wird. Seitdem hat der Handel mit Vogelspinnen um einiges abgenommen.
Das Gift und der Biss einer Vogelspinne
Vogelspinnen sind also bei vielen Menschen beliebte Haustiere, doch sind sie für Menschen gefährlich? Obwohl sie in der Tat über Gift verfügen, sind sie für die meisten Menschen in der Regel nicht lebensgefährlich. Ein Biss kann allerdings lebensbedrohlich sein, wenn man allergisch dagegen ist. Obwohl der Biss einer Vogelspinne zwar giftig aber in den meisten Fällen nicht wirklich gefährlich ist, tut er trotzdem immens weh. Sollte man allergische Reaktionen oder ähnliche Beschwerden kurz nach dem Biss feststellen, so muss man sofort einen Arzt aufsuchen.
Man wird aber in der Regel nicht gebissen, es sei denn man provoziert das Tier. Vogelspinnen sind sehr menschenscheu und versuchen uns zu meiden. Wenn sie sich allerdings bedroht fühlen, richten sie sich auf und signalisieren so ihre Angriffsbereitschaft. Spätestens ab diesem Punkt sollte man zurückweichen, wenn man nicht gebissen werden möchte.
Erstaunlich ist allerdings, dass einige Vogelspinnenarten nicht nur mit einem Biss angreifen können. Einige können sogar kleine und spitze Haarkrümel sammeln und mit recht guter Präzision werfen. Sollte sich ein Individuum bedroht fühlen, so greift es eventuell auch auf diese Angriffstaktik zurück. Diese geschossenen Haarkrümel können üble Schäden verursachen, wenn die Augen getroffen werden. Von dem her sollte man wie gesagt spätestens dann zurückschrecken, wenn die Vogelspinne sich aufrichtet und zu fuchteln beginnt.
Fazit
Vogelspinnen bleiben faszinierende Lebewesen. Sie nehmen eine wichtige Rolle in der Nahrungskette ein und mäßigen die Population von Insekten. Ohne sie gäbe es in vielen Regionen der Welt eine Insektenplage. Obwohl die Filmemacher bei ihnen um einiges übertrieben haben und sie für uns in der Regel nicht gefährlich sind, steckt dennoch ein Funke Wahrheit in den Kinofilmen.
Spinnen greifen uns nicht an, da wir um ein Vielfaches grösser sind. Falls es jedoch nicht so wäre, und sie viel grösser wären, wären wir in der Tat eine köstliche Delikatesse für diese Krabbeltiere. Auch haben Vogelspinnen als Familie etwa 350 Millionen Jahre überlebt. Sie sind also wahrhaftige Meister des Überlebens. Hoffentlich bleibt uns die Familie für viele weitere Jahre erhalten.