Obwohl etwa 70% der Erde von Wasser bedeckt ist, wissen wir mehr über die Oberfläche vom Mond und des Mars’ als von den Tiefen der Ozeane. Die ersten Lebensformen auf unserem Planeten entwickelten sich im Ozean, und das vor ungefähr drei bis 3.5 Milliarden Jahren.
Auf dem Land hingegen gibt es Leben erst seit etwa 400 Millionen Jahren. Die Ozeane sind riesig und beherbergen noch eine Vielzahl von Mysterien und interessante Lebewesen, die nur darauf warten von uns entdeckt zu werden.
Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es um so erstaunlicher. Die Lebensformen auf dem Land ragen von vielleicht ein paar Metern unter der Erde bis zu den Baumspitzen, wenn man die Vögel in der Luft nicht miteinbezieht.
Somit sind die Lebensformen auf dem Land auch sofort für uns in der Regel sichtbar. Doch mit den Lebewesen im Ozean sieht es ganz anders aus. Hier reichen die Tiere bis elf Kilometer unter der Meeresoberfläche. Mal ganz zu schweigen davon, dass es dort unten stock dunkel ist und ein unglaublich hoher Druck herrscht, weswegen die Gebiete kaum zugänglich sind.
In diesem spannenden Beitrag soll es aber nicht um die Tiere im Ozean gehen, sondern es werden einige der mysteriösesten Orte im Meer vorgestellt.
Ross-Schelfeis
Das „Ross-Schelfeis“ ist die größte schwimmende Eismasse der Welt. Es befindet sich in der südlichen Hälfte des antarktischen Rossmeeres und ist auch das größte Schelfeis der Antarktis. Die Fläche dieser Eismasse wird auf eine unglaubliche halbe Million Quadratkilometer geschätzt.
An manchen Stellen ragt das Eis bis zu 60 Meter über dem Meeresspiegel. Die Länge vom Ross-Schelfeis wird bis auf 800 km geschätzt. Unter dieser Eisfläche fanden Wissenschaftler zahlreiche neue Arten von Fischen, Schalentieren und einigen weiteren Tieren. Die Forscher waren erstaunt, dass in einem solch kalten Gebiet einige Lebensformen trotzdem gedeihen können.
Damit lässt sich eine Parallele zur Astrobiologie beziehen. Und zwar könnten unter diesem Eis ähnliche Zustände wie unter der Eisoberfläche vom Jupitermond Europa herrschen. Seit Jahrzehnten vermuten zahlreiche Forscher, dass wir dort die ersten außerirdischen Lebensformen entdecken könnten.
Wenn unter solch lebensfeindlichen Umständen wie unter dem Ross-Schelfeis Leben entstehen kann, wieso dann nicht unter dem Eis im Meer vom Jupitermond Europa? Hoffentlich werden wir in nicht allzu ferner Zukunft diesen Mond genauer erforscht haben.
Gakkelrücken
Machen wir nun weiter mit einem Ort im arktischen Ozean, und zwar dem sogenannten „Gakkelrücken“. Der Gakkelrücken ist der sich am langsamsten spreizende mittelozeanische Rücken und besteht aus unzählbar vielen Tiefseevulkanen.
Diese Vulkankette im Meer ist etwa 1800 km lang und erstreckt sich vom Norden Grönlands bis hin nach Sibirien. Der Gakkelrücken befindet sich in der stockdunklen Tiefsee. Daher ist es auch kein Wunder, dass wir kaum bis gar nichts über diesen Ort wissen.
Seit Entdeckung des Grabens ging man davon aus, dass die Vulkane seit sehr langer Zeit schon inaktiv waren. Doch vor nicht allzu langer Zeit wurde dort tatsächlich wieder ein gigantischer Vulkanausbruch wahrgenommen, der auf dem Land noch nie dagewesene katastrophale Schäden verursacht hätte. Wer weiß, was wir in Zukunft noch über diesen mysteriösen Ort im Meer erfahren werden.
Korallenriff von Grönland
Das nächste Wunder der Ozeane auf unserer Liste ist das „Korallenriff von Grönland“. Dieses befindet sich im Südwesten von Grönland und wurde erst vor Kurzem von Wissenschaftlern entdeckt. Leider können wir es nicht vor Ort bestaunen, denn es befindet sich etwa einen Kilometer unterhalb der Meeresoberfläche und ist umgeben von gefährlichen Strömungen. Deswegen kommt man selbst mit modernster Technologie nur sehr schwer an diesen Ort im Meer.
Vieles ist über dieses Korallenriff noch unbekannt. Wissenschaftler wissen auch nicht, seit wann dieses faszinierende Ökosystem denn überhaupt existiert. Speziell daran ist vor allem, dass dieses Korallenriff in pechschwarzer und stockdunkler Umgebung gedeihen kann. Dies verdankt es einer sehr ungewöhnlichen Eigenschaft, und zwar bezieht es seine Nährstoffe nicht wie etwa andere Korallenriffe durch die Sonne, sondern in dem es sich von kleinen Tieren in der Nähe der Riffes ernährt.
Tongagraben
Unter dem pazifischen Ozean liegt einer der faszinierendsten Orte der Tiefsee, nämlich der „Tongagraben“. Der Tongagraben ist durch eine Subduktion der pazifischen Platte mit der Tongaplatte entstanden. Dieser Graben erstreckt sich von Neuseeland bis zu den Tongainseln und ist weit über 1000 km lang. So gut wie jeder kennt den Marianengraben, den tiefsten Punkt im Ozean. Doch nur wenige kennen die Nummer 2. Genau, das ist der Tongagraben.
Dieser ist etwa 10’900 Meter tief. Der Tongagraben ist außerdem bekannt für die unzähligen Tiefseebeben in diesem Gebiet. Leider wissen wir wie auch beim Marianengraben kaum bis gar nichts über den Tongagraben.
Sargassosee
Die „Sargassosee“ ist ein Meeresgebiet im westlichen Atlantik östlich von Florida. Man nennt das Gebiet auch „die Wüste im Ozean“. Die Sargassosee wird von fünf starken Strömungen kontrolliert und umringt. Dieses Gebiet befindet sich recht weit vom Festland entfernt, weswegen das Wasser viel klarer ist als in den meisten anderen Orten im Meer. Oftmals kann man jedoch auch eine Menge Braunalgen auf der Meeresoberfläche in diesem Gebiet finden.
Diese Braunalgen sind Teil der Gattung „Sargassum“, daher auch die Namensgebung des Meeresgebiets. Innerhalb dieser Braunalgen befindet sich ein eigenes Ökosystem von faszinierenden Tieren, die sich von den Braunalgen ernähren. Innerhalb der Sargassosee befindet sich auch das berühmt berüchtigte Bermuda-Dreieck, in dem schon unzählige Schiffe und Flugzeuge ohne jegliche Spur verschollen sind.
Bis heute noch sind diese mysteriösen Geschehnisse für die Wissenschaftler nicht erklärbar. Was es wohl mit all diesen Geschichten bloß auf sich hat? Wie sind diese zu erklären? All dies werden wir vielleicht niemals erfahren.
Cenoten
Kommen wir nun zum letzten geheimnisvollen Ort in diesem Beitrag, und zwar zu den „Cenoten der mexikanischen Halbinsel Yukatan“. Über diese Unterwasser-Höhlen gibt es in der Maya-Mythologie unzählig viele Mythen und Geschichten.
In den Legenden der Maya werden die Cenoten als Pforte zur Unterwelt dargestellt. Es heißt, dass wenn man sich hier verirre, niemals mehr zu den Lebenden zurückkehren könne. Es soll angeblich über 6’000 dieser Höhlen geben. Manche werden nur 15 Meter tief, manche jedoch über 100 Meter.
Viele dieser Cenoten stehen in Verbindung zu dem größten Unterwasser-Höhlensystem der Welt. Unzählige unterirdische Durchgänge, die miteinander verbunden sind, ähnlich wie es bei den mysteriösen Katakomben von Paris der Fall ist. Bis heute wurde nur ein Bruchstück von den Cenoten erforscht.
Allein das erforschte Gebiet umfasst Unterwasserhöhlen mit einer Länge von über 1’000 km. Wer weiß, wie groß dieses Unterwasser-Höhlensystem jedoch wirklich ist und welche interessanten und spannenden Dinge wir in diesem System noch finden werden.