Anakonda! Dieser Name dürfte bei vielen ein unangenehmes, gar ängstliches Gefühl hervorbringen. Erfolgreiche Hollywood Produktionen wie beispielsweise der gleichnamige Kinofilm haben zum schlechten Ruf der Riesenschlage sicherlich beigetragen. Anakondas gehören zu den Boa-Würgeschlangen und sind wahrscheinlich die größten noch lebenden Schlangen der Welt. Mit „größten“ wird neben der Länge auch das Gewicht und der Durchmesser in Betracht gezogen. Diese Definition ist insofern wichtig, da der Titel der längsten Schlange der Welt immer noch ungewiss ist.
Je nach Quelle wird z.B. behauptet, dass der Netzpython die längste Schlange der Welt sei. Dies wird aber wie bereits gesagt von vielen debattiert. Wie dem auch sei; im Verlaufe von Millionen von Jahren haben Anakondas aufgrund des Mangels an Gift einen großen und muskulösen Körper entwickeln müssen. Die Riesenschlange ist auch, gegensätzlich vieler Annahmen, sehr menschenscheu.
Die Grüne Anakonda, auch Große Anakonda genannt, ist die größte Anakonda-Art unter den vier bekannten Arten der Schlange. Wie man sich bereits denken kann, zieht der Titel als größte Schlange der Welt viele Mythen, Legenden und spektakuläre Geschichten an. Immer wieder tauchen angebliche Sichtungen auf, in denen Leute behaupten, die größte der größten Anakondas gesichtet zu haben. Im Endeffekt werden die meisten dann als Lüge entpuppt, denn die Größenschätzungen waren maßgeblich übertrieben.
Wie groß werden Anakondas?
Doch wie groß werden Anakondas denn wirklich? Die maximale Länge der grünen Anakonda ist wahrscheinlich acht Meter. Manche Quellen sprechen auch von neun Metern, dies ist allerdings eher fragwürdig. Das Problem ist, dass unterschiedliche Quellen alle unterschiedliche Maximallängen angeben. Die Angaben sind also mit Vorsicht zu genießen.
Man muss aber auch im Hinterkopf behalten, dass es sich bei Längen wie acht Metern um Ausnahmen handelt, denn in der Regel wird die Schlange „nur“ etwa vier bis fünf Meter lang. Weibliche Exemplare werden um einiges länger und brachialer als die Männchen.
Wo leben aber Anakondas? Muss man sich hier in Europa sorgen darum machen, dass sich eine Anakonda unbefugt in den eigenen Garten einnistet und den schönen Familiennachmittag verdirbt? Wohl eher nicht, denn die Riesenschlange lebt in der Wildnis ausschließlich in den Tropen von Südamerika, unter anderem in Ländern wie Brasilien, Venezuela, Peru, Paraguay und einigen mehr.
Ihr Haupthabitat ist vor allem aber der Amazonas-Regenwald. Da sie semiaquatische Lebensformen sind, findet man sie meistens in oder in der Nähe von Flüssen, wo sie bequem zwischen dem Land und Wasser wechseln können.
Lebenserwartung und Fortpflanzung der Anakonda
Weibliche Anakondas gebären pro Schwangerschaft im Durchschnitt ca. 30 Babys. Es kam aber auch vor, dass in einer Schwangerschaft sogar 80 Neugeborene rausgekommen sind. Anders als bei Säugetieren werden die Neugeboren aber ihrem Schicksal überlassen und müssen nach der Geburt sofort selber alleine zurechtkommen. Dank Millionen von Jahren an Evolution ist der Selbsterhaltungstrieb schon als Baby in der DNS vorhanden.
Das heißt aber natürlich nicht, dass sie in diesem Zustand nicht verwundbar und hilflos sind. Die Lebenserwartung der Anakonda variiert stark, je nachdem ob sie in der Wildnis oder in Gefangenschaft aufwächst. In Gefangenschaft können sie ein Alter von 30 Jahren erreichen, in der Wildnis hingegen nur etwa 10.
Da Anakondas ziemlich groß werden können, dürfte sich so manch einer fragen, wie ihre Speisekarte aussieht. Anakondas sind Karnivore. Die neugeborenen Jungtiere fressen in der Regel kleine Fische und Frösche. Die meisten Jungtiere werden den Selektionsprozess wahrscheinlich nicht überleben. Sollte sich eine Anakonda allerdings durchsetzen können, so werden ihre Jäger als Jungtiere langsam zur Beute als erwachsenes Exemplar. Darunter frisst sie beispielsweise Krokodile, Schildkröten, Vögel, Wildschweine und sogar auch kleinere Jaguare.
Da Anakondas auf dem Land sehr träge sind, gehen sie für die Jagd unter anderem auch oft ins Wasser. Dort lauern sie heimtückisch unter der Wasseroberfläche und warten geduldig auf ahnungslose Beutetiere, die vom Fluss trinken möchten. Die Riesenschlage kann bis zu zehn Minuten unter Wasser bleiben, unter anderem da sie teilweise Sauerstoff durch ihre Haut atmen kann.
Auch müssen sie nicht unbedingt ihre Beute sehen, um sie aufzuspüren, denn sie sind in der Lage, Körpertemperaturen zu unterscheiden und können dadurch Lebewesen lokalisieren. Des Weiteren, falls die zehn Minuten unter Wasser nicht ausreichen, können sie immer noch ihre Nasenlöcher einfach über die Wasseroberfläche halten. Damit sind sie perfekt auf die Jagd im bzw. aus dem Wasser vorbereitet.
Der Mythos, dass Anakondas ihre Beute erlegen, in dem sie sich um den Hals wickeln und so die Beute ersticken, ist nicht bzw. nur teilweise wahr. Viel mehr umwickeln sie den ganzen Körper und erdrücken so die Beute. Der dadurch entstehende Druck unterbricht die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn und anderen wichtigen Organen, wie beispielsweise dem Herz. Dies kann zu Hirnversagen oder zu einem Herzstillstand innerhalb von nur wenigen Minuten führen.
Da Anakondas nicht giftig sind, ist das Beißen nicht die primäre Angriffsmethode. Das Beißen dient lediglich, um sich an der Beute festzuhalten, um sie anschließend zu umwickeln und zu verschlingen. Das Verdauen der Nahrung braucht je nach Größe der Beute in der Regel zwei bis drei Wochen.
Ist die Schlange vom Aussterben bedroht?
Obwohl sich Anakondas auf der Spitze der Nahrungskette befinden, stellt sich dennoch die Frage, ob sie vom Aussterben bedroht sind. Dazu muss man wissen, ob Anakondas natürliche Feinde haben. Wie vorhin bereits erwähnt befinden sich junge Exemplare am Ende der Nahrungskette, da sie keine Eltern haben, die sie in den jungen Jahren beschützen. Doch je älter die Riesenschlage wird, desto kleiner die Wahrscheinlichkeit, dass sie von einem anderem Tier in ihrer Umgebung gejagt wird.
Doch obwohl sich eine erwachsene Anakonda von keinem Tier in ihrer Umgebung fürchten muss, gibt es dennoch ein Lebewesen, das der Anakonda gefährlich werden könnte, und zwar der Mensch. Viele Jäger erlegen Anakondas für ihre kostbare Haut, dem Fleisch, dem Ruhm oder auch aus Angst, wenn sich ein Exemplar dem Grundstück nähert.
Doch im Großen und Ganzen sind Anakondas nicht vom Aussterben bedroht, zumindest noch nicht. Dank den recht vielen Neugeborenen pro Geburt wird die Population in Balance gehalten. Gefährlich für die Art kann es aber werden, wenn Menschen in Zukunft ihren natürlichen Lebensraum zerstören.
Stellen Anakondas eine Gefahr für Menschen dar?
Doch kommt es oft zu direkten Begegnungen mit Menschen, in denen die Anakonda angreift? Anakondas können über einem Monat ohne Nahrung aushalten, nachdem sie eine große Beute erlegt haben. Und selbst wenn sie hungrig sind, stehen Menschen ganz unten in Sachen beliebtester Mahlzeit. Es gibt unzählige Mythen und Legenden, in denen Anakondas als menschenfressende Bestien dargestellt werden.
Auch die Medien und Filmemachen haben einen Teil zum Mythos beigetragen, in dem Anakondas nur so nach Menschenblut dürsten. Dies ist aber nicht wahr. Es stimmt zwar, dass es Berichte gibt, in denen Menschen von Anakondas gebissen wurden, jedoch gibt es keine Beweise, dass die Riesenschlange auch tatsächlich Menschen frisst.
In einem Experiment von Discovery Channel im Jahre 2014 wurde getestet, ob eine Anakonda einen Menschen als Beute sieht und diesen fressen könnte. Mit schützenden Instrumenten und einem bereiten Team näherte sich ein Mann der Anakonda an. Allerdings zeigte diese anfangs kein Interesse an ihn. Danach wurde die Schlange weiter vom Mann provoziert, bis diese gereizt war und begann, ihn zu umwickeln.
Das Resultat war, dass die Schlange ihn nur nach wiederholten Provozieren angegriffen hat. Selbst wenn eine Anakonda tatsächlich einen erwachsenen Menschen angreifen würde, so könnte sie ihn aufgrund der breiten Schulter nicht verschlingen ohne dabei selber zu ersticken.
Zusammengefasst also: Obwohl Menschen nicht auf der Speisekarte einer Anakonda stehen, sollte man sich der Riesenschlange sicherheitshalber nicht ohne professionelle Begleitung annähern, denn sollte sich das Tier bedroht fühlen oder es am Verhungern ist, so wird es eventuell zupacken. Zwar kann eine Anakonda einen erwachsenen Menschen erlegen, jedoch kann sie ihn aufgrund der breiten Schultern nicht fressen, ohne dabei selber zu ersticken.
Der Hauptlebensraum der Anakonda, der Amazonas-Regenwald, ist noch zum größten Teil unberührt und unerforscht. Wer weiß welche atemberaubenden Lebewesen wir in Zukunft noch in den dichten Wäldern des Amazonas finden werden? Nur die Zukunft wird Antworten liefern können, bis dahin tappen wir allerdings noch im Ungewissen.