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Arthropleura – Der Größte Gliederfüßer aller Zeiten

Arthropleura Reconstruction

Kannst du dir eine Ära vorstellen, in der riesige Gliederfüßer regiert haben? So ein Zeitalter gab es wirklich, und zwar lange bevor die ersten Dinosaurier überhaupt entstanden sind. Arthropleura, der größte Gliederfüßer der Erdgeschichte, lebte nämlich zu einer Zeit lange vor den ersten Dinosauriern. Diese Tiere waren damals so groß und so massereich, dass, wenn sie heute noch leben würden, theoretisch selbst erwachsene Menschen fressen könnten.

Leider gibt es bis heute kein komplett vollständiges Fossil von Arthropleura. Deswegen sind einige Aspekte und Charakteristiken zu diesem Tier immer noch ein Geheimnis. Wissenschaftler versuchen jedoch mit den vorhandenen und stark limitierten Überresten die bestmöglichen Rekonstruktionen und Theorien zu Arthropleura zu erstellen. Selbst wenn sich viele Menschen vor Gliederfüßern ekeln, bleiben sie nichtsdestotrotz sehr faszinierende und einzigartige Lebewesen. Mehr zur Arthropleura gibt es in dieser interessanten Dokumentation.

Die ersten Überreste von Arthropleura wurden im Jahre 1854 von den beiden deutschen Wissenschaftlern Hermann Jordan und Christian Erich Hermann von Meyer entdeckt. Die Namensgebung stammt aus dem Griechischen und bedeutet etwa „verbundene Rippen“. Die nächsten heutigen Verwandten sind wahrscheinlich die Tausendfüßer.

Fossil einer Arthropleura

Arthropleura Fossil

Man kann die Arthropleura an dem langen und segmentierten Körper identifizieren, welcher über zwei Zangen und Antennen bzw. Fühler verfügte, die an der Kopfregion befestigt waren. Der große Körper bestand aus etwa 30 einzelnen Segmenten. Jedes einzelne Segment des Körpers bestand wiederum aus drei Panzerplatten, um dem Körper Schutz und Robustheit zu bieten. An den Seiten jedes Körpersegments hatte das Tier Beine. Allerdings verfügte Arthropleura wahrscheinlich über einen sehr weichen Unterkörper bzw. eine weiche Bauchgegend.

Größe und Gewicht

In heutigen modernen Rekonstruktionen vermutet man, dass Arthropleura über einen rötlichen bis bräunlichen Körper bzw. Panzer verfügte. Bei der maximalen Größe dieses Tieres ist man sich immer noch nicht ganz sicher. Jedoch ist von etwa 2,5 bis drei Metern die Rede. Damit war das Tier beträchtlich größer als ein Mensch. Übrigens: Da bis heute nicht so viele Überreste entdeckt wurden, vermuten einige Wissenschaftler sogar, dass die Arthropleura eventuell auch über drei Meter groß werden konnte. Ein solch großer Gliederfüßer würde wahrscheinlich fast jeden Menschen in Angst versetzen.

Doch die Größe war nicht das einzige, was an Anthropleura beeindruckend war. Auch das Gewicht war mit geschätzten 500 Kilogramm sehr eindrucksvoll. Kein Mensch würde heute gerne einem dieser Tiere alleine in freier Wildbahn ungeschützt begegnen.

Zur Zeit, als Arthropleura noch lebte, gab es einen riesigen Kontinenten namens Laurasia, auch Laurasien genannt. Auf diesem lebte Arthropleura. Aufgrund plattentektonischer Bewegungen zerbrach dieser riesige Kontinent allerdings im Verlaufe von Millionen von Jahren in einzelne Teile. Aus den Teilen entstanden dann unter anderem Europa, Asien und Nordamerika. Die fossilen Überreste von Arthropleura wurden bisher in Europa sowie Nordamerika geborgen, genauer gesagt in Deutschland, Schottland und den USA.

Wann lebte Arthropleura?

Vorhin wurde kurz erwähnt, dass Arthropleura lange vor den Dinosauriern aufgetaucht ist. Doch wann genau lebte Arthropleura? Wissenschaftler vermuten, dass das Tier im Karbon- sowie Perm-Zeitalter, vor ungefähr 350 bis 290 Millionen Jahren gelebt hat. Im Karbonzeitalter erreichte der Sauerstoffgehalt in der Luft ein Rekordhoch. Es wird vermutet, dass genau dieser hohe Sauerstoffgehalt es der Arthropleura ermöglicht hat, so unglaublich groß und massereich zu werden.

Arthropleura

Das Karbonzeitalter wurde so benannt, da die Kohle, welche die industrielle Revolution antrieb, aus diesem Zeitalter stammt. Das Wort „Carbo“ aus dem Lateinischen bedeutet übersetzt nämlich „Kohle“. Als damals z.B. Bäume und Pflanzen abstarben, gab es nicht so viele Organismen, die die pflanzlichen Überreste zersetzten. Stattdessen wurden diese pflanzlichen Überreste nach einiger Zeit von Sümpfen sowie Erde überlagert und so mit der Zeit gewaltigem Druck unterzogen. Und im Verlaufe von Millionen von Jahren entwickelten sich diese pflanzlichen Überreste zu der Kohle, die wir heute genießen und verwenden können.

Speisekarte

Kommen wir nun aber zurück zum eigentlichen Thema, und zwar zur Arthropleura. Wie sah denn überhaupt ihre Speisekarte aus? Von was ernährte sich das Tier damals? Leider sind sich Wissenschaftler bis heute in dieser Sache unstimmig. Es ist möglich, dass Arthropleura ein Fleischfresser oder Allesfresser war. Auch ist nicht auszuschließen, dass dieses Tier eventuell sogar ein Pflanzenfresser gewesen sein könnte, der sich somit nicht von anderen Tieren ernährte und Arthropleura damit kein Jäger war.

Otto Kraus, ein Deutscher Wissenschaftler und Spezialist im Gebiet von Tausendfüßern, untersuchte die Überreste vom Mageninhalt eines der Arthropleura-Fossilien und war felsenfest davon überzeugt, dass Arthropleura ein Pflanzenfresser war. Der fossile Mageninhalt bestand aus urzeitlichen Pflanzen und Pollen. Andere Wissenschaftler wiederum sind der Meinung, dass Arthropleura eventuell als Jungtier ein Fleischfresser war und sich mit der Zeit und dem Erwachsenwerden zu einem Pflanzenfresser entwickelte.

Der Grund, warum sich die Wissenschaftler so uneinig sind, ist, dass bis heute kein vollständiges Fossil der Mundgegen geborgen wurde. Die Befürworter der Pflanzenfresser-Theorie argumentieren, dass wir bis heute keine Überreste der Mundgegend finden konnten, da diese viel weicher war als der Körper. Das wäre für Pflanzenfresser nicht untypisch. Wie gesagt ist es aber dennoch auch möglich, dass Arthropleura ein Fleischfresser war. Hoffentlich werden wir in Zukunft mehr darüber in Erfahrung bringen können.

Meganeura lebte damals zusammen mit Arthropleura

Meganeura Monyi

Da das Tier so groß, massereich und gepanzert war, wird vermutet, dass es damals über keine natürlichen Feinde verfügte. Selbst der Mensch nicht, da wir erst Hunderte Millionen Jahre später entstanden sind. Das heißt aber nicht, dass Arthropleura das einzige riesige Tier im berühmt berüchtigten Karbon-Zeitalter war. Ein anderes riesiges Tier aus dieser Zeit wäre z.B. Meganeura, auch Riesenlibelle genannt. Meganeura war eine urzeitliche Libelle, die eine Flügelspannweite von bis zu 70 cm erreichte. Es gilt als das größte bekannte Insekt der Erdgeschichte.

Obwohl es den Lebensraum damals mit anderen riesigen Tieren teilte, war es trotzdem als erwachsenes Exemplar wahrscheinlich unantastbar. Man vermutet außerdem, dass Arthropleura blind oder zumindest sehtechnisch sehr eingeschränkt war und stattdessen auf den Geruch- und Tastsinn setzte, um sich in der Umgebung zu orientieren und zurechtzufinden. Vor allem die beiden Antennen bzw. Fühler am Kopf waren dabei sehr hilfreich.

Ob Arthropleura ein Fleisch-, Alles-, oder Pflanzenfresser war, ist nicht das einzige, über was sich Wissenschaftler streiten. Es wird auch noch debattiert, ob Arthropleura giftig war bzw. über Gift verfügte. Wenn es ein Fleischfresser gewesen wäre, könnte es eventuell Gift verwendet haben, um die Beute zu lähmen, ehe sie verspeist wurde.

Allerdings segnete auch so ein faszinierendes und gut geschütztes bzw. gepanzertes Tier eines Tages das Zeitliche. Vor etwa 295 bis 290 Millionen Jahren starb Arthropleura langsam aber sicher aus. Klimatische Umweltveränderungen sowie der Abstieg vom Sauerstoffgehalt in der Luft waren wahrscheinlich essentielle Gründe für das Ableben dieses Gliederfüßers. Er konnte sich nicht an die neue Umgebung anpassen.

Wäre die Arthropleura gefährlich für Menschen gewesen?

Eine interessante Frage bleibt aber noch zum Schluss, und zwar: Hätten Arthropleuras auch Menschen angegriffen oder sogar gefressen? Diese Frage kann man leider nicht genau beantworten. Wie mehrmals erwähnt ist man sich bis heute nicht sicher, ob Arthropleura ein Pflanzenfresser oder Fleischfresser gewesen ist. Falls es ein Pflanzenfresser war, hätten wir im Grunde nichts zu fürchten gehabt, solange wir Abstand vom Tier gehalten hätten. Falls es allerdings wirklich ein Fleischfresser war, so wäre es heute ohne Zweifel eines der stärksten Jäger der Welt und für den Menschen sehr gefährlich.

In den geschätzten 4,5 Milliarden Jahren, seit die Erde existiert, gab es unzählige faszinierende und atemberaubende Tiere. Wir kennen nur einen Bruchteil der ausgestorbenen Tierarten, die auf der Erde früher gelebt haben. Obwohl Dinosaurier sicherlich sehr interessante Lebewesen waren, gab es in der Vergangenheit dennoch auch andere Giganten, beispielsweise die Arthropleura und viele weitere mehr.

Wer weiß, was für interessante Tiere wir in Zukunft noch entdecken werden? Nur die Zeit wird eine Antwort auf diese Frage liefern können. Bis dahin tappen wir immer noch im Dunkeln.

In diesem Video wird der Beitrag als Dokumentation präsentiert!

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